Nach sehr langem Hin und Her überlegen haben uns zwei Spanierinnen überzeugt nach Sapa zu reisen. Dazu müsst ihr wissen: gefühlt jeder, der Hanoi besucht, besucht auch Sapa und viele meinten es sei wunderschön, aber auch sehr überlaufen und Sapa - die Stadt an sich - soll nicht wirklich schön sein. Doch die beiden Spanierinnen gaben uns die Nummer von Su!
Und so begann unsere Reise nach Sapa bzw. in die Berge von Nordvietnam. Nach ca. sechs Stunden Fahrt von Hanoi kamen wir im verregneten Sapa an. Wir hatten Su bereits ein paar Stunden vorher angerufen, sodass sie uns vom Bus abholte. Wir bekamen direkt ein Armband als Willkommensgeschenk. Nach einer kleinen Stärkung zogen wir unsere Wandersachen an und machten uns auf den Weg. Währenddessen hatte es auch aufgehört zu Regnen. Ach fast hätte ich es vergessen: unsere Backpacks wurden freundlicherweise mit dem Motorrad zu unserer Unterkunft gefahren. Unser Glück!
Unsere erste Wanderung führte uns raus aus Sapa und über die Berge zu Sus Haus im Dorf Hâu Thào. Alle, die unseren Hanoi-Beitrag schon gelesen haben, wissen wie unsere Einreise nach Vietnam war. Genau so müsst ihr euch die Wanderung vorstellen, nur ohne tolle Aussicht, da wir durch den Nebel stapften. Aber wir sind durch ganz viele tolle kleine Dörfer gekommen mit ganz vielen Tieren und Babytieren. Das war so schön friedlich! Während unserer ca. dreistündigen Wanderung zeigte uns Su die grünen Teepflanzen, die Pflanzen die von den Bergvölkern zum Färben ihrer Kleidung verwendet werden und bastelte uns kleine Geschenke aus Farnpflanzen (ein Herz und ein Pferd).
Die Pflanzen, die die Einheimischen in den Bergen zum Färben ihrer Kleidung nehmen sollte ich in der Hand zerreiben. Nach ca. 10 min und etwas Wasser wurden meine schön grün gefärbten Hände auf einmal blau. 😅 Damit musste ich dann die restlichen Tage leben.
Als wir in Su’s Haus ankamen, war bereits schon eine französische Familie vor Ort. Doch auf dem Hof lebte ohnehin nicht nur Su’s Familie, sondern noch Verwandte und Bekannte. Da war das Haus allein durch die normale “Familie” sehr belebt. Überall sprangen kleine Kinder herum und Babys wurden herumgetragen. Gefühlt gehörte jedes Kind zu jedem. Wir wussten meist nicht wer die Eltern sind, doch das spielte sowieso keine Rolle, denn war das Kind mit auf dem Grundstück, wurde sich darum gekümmert als sei es das eigene.
Ansonsten müsst ihr euch vorstellen waren die Häuser einfache Holzhütten mit einer einzelnen Glühbirne als Lichtquelle. Es gibt keine separaten Zimmer, sondern es ist alles offen. Die Schlafbereiche werden mit Vorhängen abgehangen und sonst gibt es nur einen großen Tisch zum Essen. Küche/Feuerstelle und Bad hat jeweils einen einfachen Anbau an das Wohnhaus. Zuerst war es etwas gewöhnungsbedürftig und wir waren nicht sicher ob wir uns da wohl fühlen können, doch es ging schneller als man denkt und wir fühlten uns mit der minimalistischen Ausstattung ziemlich schnell wohl, aber das lag auch an den Familien, die um uns waren. Direkt neben dem Wohnhaus war der Stall mit Schweinen und zwei Wasserbüffeln, die Nachts drinnen standen. Überall schwirrten Hühner mit Kücken, Enten, Ferkel, Katzen und ein Hund herum. Sie sind immer mitten drin statt nur dabei. Für mich (Emely) ist ein Wunsch in Erfüllung gegangen, da ich mir schon immer mal gewünscht habe auf so einem “wilden” Hof mit zu leben.
Am Abend wurde uns mehr als reichlich aufgetischt und unsere Bedenken, dass wir nicht satt werden würden waren gar nicht berechtigt. Nach dem Essen gab es immer “Happy Water” (Reisschnaps) und selbst die Kinder (8,11 und 14 Jahre) der französischen Familie kamen nicht herum. Das war sehr lustig. Wir fühlten uns richtig wohl und die Familie aus Frankreich war auch sehr angenehm und liebenswert, dass wir mit ihnen am Abend noch UNO spielten und am nächsten Tag sogar zusammen wandern waren.
Am nächsten Morgen, nach einem überragenden Pancake-Frühstück, hieß es wieder: Wanderschuhe an und ab bergab. Ja Berg ab und zwischen den wunderschönen Reisterassen hindurch. Bis hin zu einem Dorf, dass eine ganz andere Kultur lebt und sogar eine ganz andere Sprache spricht als Su. Während der Wanderung, müsst ihr euch vorstellen, kamen ständig Kinder zu uns und wollten Armbänder oder andere Dinge verkaufen. Es ist manchmal gar nicht so einfach dem zu wiederstehen, denn die kleinen Kinder sind so niedlich und schauen einen immer mit so einem Hundewelpen-Blick an.
An einem Wasserfall machten wir Mittagspause. Dort gingen einheimische Kinder baden. Selbst ganz kleine Kinder in der Strömung ohne Erwachsene. Da waren wir ziemlich erstaunt und etwas ängstlich, aber anscheinend ist das hier normal. 😟
Nach dem Mittag machten wir uns auf den Heimweg und von da an ging es nur noch bergauf, aber wie! Sooooo steil! Wir waren so froh als wir oben ankamen. Völlig verschwitzt, erschöpft und hungrig, aber ganz glücklich. Denn als wir morgens los liefen, war es sehr nebelig und noch keine super Sicht, doch als wir zurück liefen hatten wir eine Bombenaussicht und konnten es dann in unserem Homestay, von der Hängematte aus, genießen.
Nach einer Dusche und einem bombastischen Abendbrot genossen wir den Abend mit “Happy Water” in einer sehr geselligen Gruppe. Das lustige: Maya und Sam (die Eltern der französischen Familie) wollten gern ein traditionelles Lied von den Vietnamesen hören. Dazu kleine Nebeninfo: es kamen noch zwei, schon gut angetrunkene, Vietnamesen in den Homestay, die, wie sich später noch herausstellte, die Nacht auch mit dort schliefen. Zurück zum traditionellen Lied! Doch bevor sie sangen wollten die beiden Männer ein Lied von der Familie hören. Was darauf folgte war wirklich bewegend. Maya und Sam fingen an zu singen und die Kinder stiegen mit ein. So sangen alle fünf ein sehr schönes französisches Lied. Das war richtig rührend! Danach sang einer von den Vietnamesen ein Lied, was sehr dramatisch klang, aber auch sehr schön war. Voll cool das wir das miterleben durften. Der ein oder andere fragt sich sicherlich ob sie dann nicht auch eins von uns hören wollten. Ja! Würde euch sofort ein traditionelles Lied aus Deutschland einfallen? Dazu kommt noch hinzu, dass Finn aus dem Norden kommt und ich aus dem Osten/Erzgebirge.
😁Ich rettete uns mit dem traditionellen Lied aus dem Erzgebirge - “Glück auf” - aus der leicht peinlichen Situation. 😄
Es war ein sehr schöner und lustiger Abend - hätten die vietnamesischen Männer uns dann auch schlafen lassen. 😑
Doch stattdessen redeten sie erst noch ewig miteinander in einer Lautstärke als ob der Eine auf dem einen Berg stehen würde und der Andere auf einem anderen. Dabei lagen die beiden neben einander in einem Bett - neben uns. Als sie endlich schliefen, schnarchten sie wie wilde 🙆🏼♀️.
Nur eine leere Plastikflasche konnte da noch helfen um sie zum schweigen zu bringen 😂 Finn schoss sie ab, aber danach war wenigstens Ruhe. Bis sie 5 Uhr Morgens sich wieder brüllend unterhielten. 😑
Diese Nacht war eher weniger erholsam. Doch stand am letzten Tag nur die Rückreise nach Hanoi an. Also war es nicht all zu wichtig ausgeschlafen zu haben.
Das Verrückte ist, da es nur ein Licht in dem Haus gab, gingen alle kurz nach dem es dunkel wurde schlafen. So auch wir. Am ersten Abend waren wir um 21 Uhr im Bett und am zweiten Tag um 20 Uhr, doch es fühlte sich immer wie schon mitten in der Nacht an.
Am Ende sind wir überglücklich die Berge bei Sapa bereist zu haben und so froh keine geführte Tour gebucht zu haben, sondern diese Zeit bei/mit einer echten Bergfamilie (Su) verbracht zu haben.
Wow ! schon als ich den Bericht las, aber dann beim Betrachten des Vidios ging mir immer wieder durch den Kopf. Unsere beiden sind am Ende der Welt und zwar an einem ganz femden Ende der Welt. So beeindruckend ich nicht nur die Fotos und eure Erlebnisse im Dorf und der vietnamesischen Familie fand, meine Gedanken waren immer stärker werdend, hoffentlich sind sie bald wieder in Gefilden, in denen ich mich auch wieder zurecht finden könnte. z.B. in Vancouver. Heute las ich eine Mitteilung von Euch bei Whatsap Haseatengruppe, dass ihr euch mitten in einem Taifun befändet. Seid vorsichtig, dass euch nichts auf den Kopf fällt. Also weiterhin "Hals und Beinbruch". Bleibt gesund. Wir warten gespannt auf den nächsten Bericht…