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Auf den Spuren des geheimen Krieges



Nach einer wirklich unvorstellbaren, engen, siebenstündigen Fahrt durch die Berge von Vang Vieng und einer sich übergebenden Frau neben uns, landeten wir in einem sehr gemütlichen Guesthouse in Phonsavan.

Wer uns aufmerksam verfolgt, hat schon mitbekommen, dass es bei uns nicht so warm ist wie in Deutschland und auch nicht so trocken, sondern Regen immer und überall. Selbst die Einheimischen sind das nicht gewohnt. Um so besser war es für uns eine schöne Unterkunft zu haben.

Wir hatten wieder einmal ein Privatzimmer in einem Bungalow und daneben stand eine Dschungelhütte in der zwei von uns immer besetzte Hängematten hingen. Jeden Abend gab es ein Feuer - das Beste zum aufwärmen und Sachen trocknen. Das Besondere an dem Feuer war, dass es in einer alten gefallenen Cluster-Bombenhülle brannte. Und auch der Schlüsselanhänger unseres Bungalows war eine alte Patronenhülse von beachtlichem (wahrscheinlich panzerbrechendem) Kaliber. Doch dazu später mehr!

Unweit von unserer Unterkunft war direkt ein großer Markt mit allen möglichen Dingen. Man kann sich das wie ein riesiges Shopping Center vorstellen, doch nur mit ganz vielen kleinen Ständen und sehr einfach gehalten. Viele Schneider, sowie Drogerien, Friseure, Gemüsehändler, Fleischverkäufer, Gartengeräte und Stände bei denen wir essen konnten. Das war sehr praktisch, dass es so nah an unserer Unterkunft war. Ansonsten gingen wir am Abend immer in unser ‘Stammrestaurant’ “Bamboozle”.





Doch warum wir hierher gekommen sind hat eigentlich den Grund, dass sich in der Umgebung von Phonsavan die “Ebene der Tonkrüge“ befindet. Kong unser Guesthouseinhaber bot auch Führungen in der Region an und so entschlossen wir uns - zum Glück - bei ihm eine Führung für 23€ p.P. zu buchen.

Was uns nur sehr schnell bewusst wurde war, dass die Umgebung nicht nur die Tonkrüge zu bieten hat - nein diese Region namens Xieng Khouang ist eine der während des Vietnamkrieges am stärksten bombadierten Regionen von Laos. Kong führte uns zu zwei Museen, die primär nur über die Zeit in Laos während des Vietnamkrieges (oder richtig: 2. Indochina-Krieg) berichten. Dabei konnten wir die verschiedenen eingesetzten Bomben kennenlernen und Kong gab uns noch viele interessante Infos dazu.

-> Infos die ihr unbedingt über Laos während des Vietnamkrieges wissen solltet:

  • Laos ist das meist bombardierte Land der Welt

  • in Laos fielen mehr Bomben, als im gesamten 2. Weltkrieg (200 Mio. Tonnen)

  • alle 8 Minuten / 24h / 9 Jahre lang fielen Bomben auf Laos

  • es Starben mehr Menschen nach dem Krieg als während des Krieges, durch die vielen Streubomben, die noch überall lagen/liegen

  • laut der Genfer Friedenskonvention, die nach dem 1. Indochina-Krieg beschlossen wurde, war Laos neutraler Boden auf dem keine ausländischen Truppen etwas zu suchen hatten -> der Krieg in Laos wurde Jahre lang geheim gehalten

  • US-Kampfflugzeuge, die Ziele in Vietnam bombardieren sollten, haben auf dem Rückflug nach Thailand übrig gebliebene Bomben über Laos abgeworfen

  • die amerikanischen Bodentruppen wussten häufig gar nicht, dass sie auf laotischem Boden kämpfen, da die Grenzen auf den Einsatzkarten bewusst verschoben wurden.

Nach dem Krieg dauerte es 20 Jahre bis Laos von anderen Ländern Unterstützung für die Bergungsarbeiten bekam. England machte hierbei den ersten Schritt und viele andere Länder folgten, nur Amerika hielt sich zurück. Obama war der erste Präsident, der den Einsatz in Laos zum Thema in den USA machte und Laos Unterstützung gewährte.

Die Folgen der Bombardierung sieht man hier heute noch immer überall. Zum einen die Einschlagslöcher der Bomben auf dem freien Land - zum anderen die Warnung kein Gelände außerhalb der vorgesehenen Wege zu betreten. Viele verschiedene Organisationen sind bis jetzt noch damit beschäftigt Streubomben (Zombies genannt) mit Metalldetektoren zu bergen. Denn das Schlimmste was immer wieder vorkommt, sind unwissende Kinder, die solche Bomben finden und damit spielen.

In der ganzen Stadt sieht man wie die Einheimischen die Bomben auf unterschiedliche Weise mit verbauen. Ob es wie oben genannt als Feuerschale, als Zaun oder als Stelzen für die Häuser genutzt wird, die Leute sind hier auf jeden Fall sehr kreativ.

In einer Bar names „Craters“ kann man - stilecht auf einem Röhrenfernseher - eine Dokumentation über diese Region anschauen und dies ließen wir uns natürlich nicht entgehen.

Es ist schon sehr beeindruckend was hier passierte und macht einen auch sehr traurig. Da wir vorher noch nicht sehr viel über diesen Krieg wussten, schauen wir derzeit eine große und ausführliche Dokumentation über den Vietnamkrieg an (namens: „The Vietnam War“ auf Netflix - sehr zu empfehlen). Beste Vorbereitung für unser nächstes Land.






Nun zu den “Ebenen der Tonkrüge” oder unserer Meinung nach eher passend “Berge der Steinkrüge”.

Wir besichtigten 3 von 98 Ebenen und alle sind auf ihre Art und Weise schön. Das interessante ist, dass keiner richtig weiß, wie diese Steinkrüge gebaut wurden bzw. als was sie dienten. Denn sie sind teilweise über 2 Meter groß. Zwei Varianten schienen uns am wahrscheinlichsten. Zum einen, dass sie als Urnen für die damaligen Völker genutzt wurden oder, dass es Whiskygläser von sechs Meter großen Riesen waren und sie alle so betrunken waren, dass sie sie nicht mehr wegräumen konnten. 😄





Auf jeden Fall haben wir sehr viel dazu gelernt und Kong hat das wirklich super gemacht. Er ist nicht nur ein richtig guter Guide, nein er ist auch ein super Geselle am Feuer und einfach ein korrekter Kerl. Wer in Laos ist sollte ihm und seinem Kongkeo Guesthouse auf jeden Fall einen Besuch abstatten.

Uns hält er schon ein Familienzimmer für die Zukunft bereit!

Die Fünf Tage vergingen wie im Fluge. Wir fühlten uns trotz des Regens sehr wohl und machten wieder einmal nette Bekanntschaften, wie die Opernsänger Magnus und Nora aus Deutschland, die auch eine kleine Rundreise durch Russland / Mongolei und Laos machen. Wir wünschen euch noch ein paar schöne letzte Tage in Laos und einen guten Heimflug. Grüßt Deutschland von uns und lieber Magnus du bitte das schöne Sachsen von mir 😉

Wir werden uns jetzt wieder auf die Socken machen und hoffen der Regen folgt uns nicht nach Vietnam 😊



 




39 Ansichten2 Kommentare

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2 Comments


Uwe Nissen
Uwe Nissen
Aug 09, 2018

Dieser Bericht war für mich leichter zu verkraften, weil Eure Deutung zum Tal der Steinkrüge mir richtig Spass gemacht haben. Die Beschreibung Eures Gastgebers ist einfach schön.

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nissen.silke
nissen.silke
Aug 06, 2018

Super spannend ,euer letzter Bericht.Ja,man weiß von einigen Ländern oft nicht ,was dort passiert ist.Mir war es auch völlig unbekannt,das Laos so gelitten hat.Aber ist ja total logisch,nur jeder spricht von Vietnam.Da kann man mal wieder sehen: Reisen bildet !!! Und man fängt plötzlich an , sich damit zu beschäftigen. Das haste wohl von mir , lieber Finn :) Bin ich doch kein so schlechtes Vorbild ?

Ja und bin ich gespannt,ob du genauso von Vietnam begeistert bist ,wie deine Schwester.

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