Nachdem uns schon die ersten Tage so verzaubert haben, wollten wir auch unbedingt einmal das Nomadenleben in der Mongolei miterleben. Also das heißt in einer Jurte schlafen und das inmitten der weiten Natur!
Da uns Unur gewarnt hatte, dass es schneien soll und es dann des öfteren vorkommt, dass die Straßen gesperrt werden, suchten wir uns in der Nähe von Ulan Bator etwas. Der Hustai Nationalpark wirkte dafür ziemlich perfekt. Dieser ist ca. zwei Stunden von Ulan Bator entfernt und führte uns in die entgegengesetzte Richtung als in der wir bereits schon waren. Am Morgen ging es los für uns und direkt haute uns auf der Fahrt schon wieder die Landschaft um! Weite, Weite, Weite und überall die Tiere, die die ersten grünen Gräser fressen. Auf den Wiesen sprangen überall die kleinen Baby Tiere herum ob, kleine Zicklein, Lämmer, Fohlen oder Kälber. Es war einfach alles vertreten- das blühende Leben war überall zu sehen. Fantastisch - einfach traumhaft!
Das besondere am Hustai Nationalpark sind die Przewalski-Wildpferde, die es dort zu sehen gibt. Das sind noch einige der letzten Wildpferde überhaupt auf der Erde! Das muss man sich mal überlegen…wir sehen wieder einmal ganz besondere Tiere, die es nur noch hier gibt. Uns haut das immer wieder um, dass wir die Möglichkeit haben solch eine Erfahrung zu machen. Schon auf den ersten Metern im Nationalpark sprangen um uns herum Erdhörnchen und einige Murmeltiere. Verrückt! Murmeltiere kenne ich nur aus Dokumentationen und jetzt waren sie so nah und wirklich so aktiv! So lustig, wie sie immer mit ihrem Schwanz auf den Boden hauen und blitzschnell in ihre Löcher in der Erde verschwinden. Da es auch in diesem Nationalpark keine Bäume gibt, sondern nur Weidelandschaft, konnten wir die vielen Löcher der Murmeltiere sehen und beobachten.
Als wir so durch die Berge fuhren und aufmerksam nach links und rechts schauten entdeckten wir plötzlich Rotwild! Richtige große Hirsche, die sich in ihrer vollen Pracht darstellten und scheu zu uns schauten. Ihre Geweihe hatten eine prächtige Größe. Die Herde war riesig…soooo viele Tiere. Wieder nur ein Bild, was wir beide aus Tierdokumentationen kennen. Wunderschön, dass es dies tatsächlich noch gibt und wir diese majestätischen Tiere beobachten konnten!
Und dann sahen wir die Wildpferde wie sie auf dem Berg friedlich grasten. Zwei kleine Fohlen hatten sie, auf die sie gut acht gaben. Ein tolles Bild was uns sehr beeindruckte. Diese Herde stand ziemlich entfernt von uns, doch wir hatten Glück und fanden einen Teil von der Herde unten am Bach, der ziemlich nah war. Super um das Geschehen ruhig zu beobachten. Als die Pferde uns bemerkten versteckten sie direkt ihr kleines Fohlen und taten so als hätten sie keins. Nach einiger Zeit merkten sie, dass wir sie nur beobachten und nicht näher kommen, weshalb die Pferde sich wieder freier bewegten und wir auch super das kleine Fohlen beobachten konnten. Eine lustige Szene war mit anzusehen, wie die Mutter über den Fluß ging und das kleine Fohlen sich nicht so richtig traute ihr durch das Wasser zu folgen. Ist das nicht niedlich?
Nach dem wir schon so viele an Wildtieren entdeckt hatten fuhren wir immer weiter in den Nationalpark hinein und durch einige ausgetrocknete Flussbetten. Dieser Winter war ziemlich trocken, weshalb einige Flussbetten gar kein Wasser haben. Das Besondere an den Nationalparks in der Mongolei ist, dass auch dort Nomaden mit ihrem Vieh leben und sie die Flächen nutzen. Ihr Vieh lebt quasi frei. Jede Herde hat einen Anführer ob Hengst, Bulle oder Bock und bewegt sich frei in der Natur herum. Die riesigen gemischten Ziegen- und Schafherden haben meist noch einen Hirte, der sie auf dem Pferd treibt und meist ein, zwei riesige Hunde, die ihm folgen.
A prospos riesige Hunde: die Mongolen haben richtige Kälber als Hunde. Die sind fast hüfthoch und haben ein richtig dickes und langes warmes Fell. Die sind wirklich süß und wunderschön, aber auch riesig. Also bei denen ist auch Vorsicht geboten und die Hunde sollten auch immer erst zu einem kommen bevor man zu ihnen geht und sie einfach streichelt. Das heißt wir mussten auf das Okay vom Hund warten bevor wir mit dem Knuddeln konnten.
Die Nomaden bauen im Nationalpark nichts an sondern leben vom eigenen Fleisch und der eigenen Milch, die ihre Tiere geben und den Rest erkaufen sie sich aus dem Nachbardorf. Außerdem wandern sie zwischen ihrem Sommer- und Winterquartier. Der Unterschied besteht darin, das sie eingezäunte Stellen haben mit halb offenen Ställen. Denn im Winter lassen die Nomaden ihre Tiere den Tag über ins Freie und über Nacht holen die jeweilige Familie ihre Tiere rein. Ein anderer Faktor ist, dass das Winterquartier meist im Schatten eines Berges steht um etwas geschützter vom Wetter zu sein. Die Nomadenfamilien leben außerdem in ihren Jurten (Zelten). Dabei ist jede Jurte ähnlich aufgebaut. Es gibt zwei Betten, einen Art Altar, der auch links und rechts mit Bildern und Auszeichnungen geschmückt ist. Außerdem gibt es einen Bereich zum Waschen und einen Bereich zum Kochen. Im vorderen Drittel zum Eingang gerichtet steht der Ofen auf dem auch gekocht wird und mit dem die Jurte geheizt wird. Gefeuert wird meist mit getrocknetem Mist, da es kein Holz gibt und am Abend, damit es länger warm bleibt, packen sie ein paar Kohlestücke hinein.
Als wir bei der Nomaden Familie ankamen begrüßte uns die Gastgeberin mit einem Schälchen Milch. Sie gab uns das in die Hand und wir mussten einen kleinen schluck davon nehmen und ihr es zurück geben. Das ist ein Begrüßungsritual. Sie luden uns in ihre Jurte ein und gaben uns Mittag, warmen Tee und Gebäck. Danach zeigten sie uns unsere Jurte und wir durften uns etwas umschauen. Extra für uns haben sie ihre Pferde am Vormittag eingetrieben, damit wir auch einen Ausritt machen können. Das interessanteste ist, dass die Pferde zwar den Menschenkontakt gewohnt sind, aber die meisten mehr wild als zutraulich sind. Während sie die Stuten auf eine Art Paddock gestellt hatten blieb der Hengst draußen stehen, aber er entfernte sich nicht von seinen Stuten. Die meisten hatten bereits ihr Fohlen und ein paar sahen noch trächtig aus. Außerdem haben sie noch Kühe, Schafe und Ziegen und zwei superschöne große Hunde und einen Welpen, der aber auch schon eine stolze Größe hatte. Von der Frau, (deren name wir uns nicht merken konnten, da er einfach zu kompliziert ist) die uns begrüßt und bekocht hat, wohnte außerdem ihre Mutter dort, aber in einer weiteren Jurte, dann ihre beiden eigenen Kinder und ihr Neffe und ihre Nichte. Da diese noch alle unter sechs Jahren waren, gab es ganz schön viel Leben dort, aber das war auch toll und hat richtig viel Spaß gemacht. Wir haben mit den Kleinen herumgespielt und spaß gemacht, der Junge war sehr an Finns Kamera interessiert und probierte sich am Fotografieren.
Später sind wir dann noch mit dem Onkel der Kinder ausreiten gegangen. Er konnte gar kein Wort Englisch weshalb er uns sicherlich auch an den Führstrick genommen hat. Uns hat das richtig viel Freude gemacht! Gefühlt hatten die Pferde so einen kurzen Hals, aber das lag sicherlich daran, dass sie gar nicht so groß waren. Der Onkel ritt mit uns einen Berg hinauf und trieb seine Schafe und Ziegen hinein. Wow das war natürlich ein Hammer-Erlebniss, wir durften die Tiere mit hinein treiben für die Nacht. Das war richtig cool und in der ganzen Herde wimmelte es nur so von Lämmern und Zicklein. Einfach unbeschreiblich schön! :-)
Das Gefühl an der frischen Luft zu sein und das genau so zu machen wie die Mongolen, genau so wie wir es die letzten Tage gesehen haben und jetzt dürfen wir mit machen….das ist doch einfach der Hammer!
Am Abend zeigten sie uns nach dem Abendbrot noch ein Spiel. Da die Nomaden nicht allzu viel haben außer Tiere, spielen sie nicht mit Karten sondern mit Knochen. (Und dieses Spiel hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir uns mittlerweile auch eins in der Stadt nach langem Suchen gekauft haben.)
Finn und ich hatten die Nacht eine eigene gemütliche Jurte mit ihrem eigenen kleinen Ofen, doch das Feuer hält nicht komplett über Nacht. In unserem Schlafsack und einer Decke darüber, sowie dicken Kamelwollsocken blieben wir über Nacht kuschelig warm. Nur der Wind war soooooo laut und stark, dass wir froh waren, dass das Zelt so stabil gebaut ist und nicht so einfach davon fliegen kann. Als am Morgen, die Mutter klopfte, um Feuer zu machen, traute ich meinen Augen nicht!!!!! Die ganzen Berge, die gestern noch grün waren, waren jetzt weiß! Und vor unserer Hütte lag einer der großen Hunde völlig eingeschneit und bewachte unsere Jurte. Wie süß!
Am Vormittag wurde uns noch gezeigt wie die Familie ihre eigenen Stricke für die Tiere aus Schafwolle und Schweifhaaren vom Pferd herstellen. Sehr interessant und stabil auf jeden Fall.
Wir haben die Zeit dort komplett genossen! Es war so spannend das alles mit zu erleben. Wir waren dort, aber alle lebten ihren Alltag weiter. Das war so schön zu beobachten. Denn es drehte sich nicht alles um uns, sondern die alltäglichen Dinge liefen normal weiter. Wenn die Kinder Blödsinn gemacht hatten, haben sie genau so Ärger bekommen, die Tierarbeit wurde auch ganz normal gemacht und wir konnten zugucken, mitmachen oder einfach entspannen und am Feuer sitzen.
Einfach ein Erlebnis was uns beiden auf jeden Fall als ein sehr besonderes Ereignis in Erinnerung bleiben wird. Es war einfach viel viel besser als wir es uns erträumt hatten! Einfach nur traumhaft!
Danke, dass wir so etwas erlebt durften! :-)
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