Endlich ist es soweit und wir dürfen bei der Ernte behilflich sein! Behilflich sein klingt so als würden wir mal mit helfen, falls wir gebraucht werden… Nein ganz im Gegenteil! Wir haben eine der wichtigsten Aufgaben, denn wir fahren den „Chaser Bin“, das ist der Traktor mit dem Hänger, der neben dem Mähdrescher fährt und das Getreide vom Feld fährt. Klingt sehr eintönig - ist es auch, aber eine wichtige Aufgabe bei der Ernte. :-)
Doch bevor es los ging, gab es noch sehr viel am Mähdrescher zu reparieren und dabei wurden wir komplett mit eingespannt.
Wahnsinn, wie viele Teile so ein Mähdrescher besitzt und vor allem muss alles am rechten Fleck sein, damit er dann so funktioniert. Gegenüber so einer Maschine hat man schon allerhand Respekt und die vielen Gefahrenhinweise unterstützen dies natürlich noch.
Doch auch unser Traktor ist ein ganz schön großes Gerät! Der Hinterreifen ist vom Durchmesser zwei Meter groß und in der Breite ist er breiter als ein normaler Traktor in dieser Größe, da dieser einen ziemlich schweren Anhänger von A nach B ziehen muss. Hinzu kommt, dass hier die Böden ganz anders sind. Statt schöner braunen Erde findet man hier eher nur Sand. Doch ist der Sand zu weich und ist man voll beladen kann es schon einmal passieren, dass man stecken bleibt, so wie ich vor kurzem. Doch man glaubt gar nicht wie viel auf Sand wachsen kann. Trevor, unser Chef hat Gerste, Weizen, Raps und Lupinen angebaut und das dürfen wir jetzt Feld für Feld abernten.
Sofern die Maschinen mitmachen - denn da kommen wir zu dem Punkt Abwechslung. Ab und zu denkt ein großer Stein er muss auch mit in den Mähdrescher, doch das funktioniert nicht. Dabei geht bloß dummerweise das ein oder andere Teil zu Bruch und muss auf dem Feld ausgewechselt werden. Hierbei stehen wir zur Seite und holen Ersatzteile und helfen beim ab- und anmontieren. Damit das in Zukunft so wenig wie möglich passiert, sollen wir beide die Steine, die wir sehen, sowie Holz und alles was zu groß ist und nicht aufs Feld gehört, entfernen. Also müssen wir auch immer mal wieder aussteigen und schwere Steine vom Acker tragen.
Im Moment sind wir beim Ernten von Lupinen, das sind Hülsenfrüchte, die primär als Viehfutter verwendet werden. Kennt ihr Lupinen? Wir kannten diese Hülsenfrüchte bis vor kurzem noch nicht. Wir mussten die Protein haltigen Erbsen direkt probieren und sie schmecken wie grüne Erbsen - nur hart. Die Ernte von Lupinen braucht wesentlich länger als die Ernte von Gerste, die wir davor geerntet haben.
Doch möchte ich jetzt erst einmal näher auf unseren guten „Chaser Bin“ eingehen.
Denn das ist ein ganz besonders moderner Traktor, womit ich (Emely) am Anfang etwas Probleme hatte. Denn sind wir auf der richtigen Fahr-Linie des Feldes wird er über Satellit gesteuert und in der Bahn gehalten. Also müssen wir nicht mehr lenken so lange wir in der Fahrbahn des Feldes fahren. Außerdem gibt es kein Gaspedal sondern steuern wir alles mit der Hand. Am Anfang war das sehr gewöhnungsbedürftig. Doch bei Finn klappte das ziemlich schnell ganz gut. Ich brauchte eine Weile, den Automatismus lenken und schalten zu wollen, ab zuschalten. Doch mittlerweile haben wir uns beide perfekt eingefahren!
Leider haben wir immer abwechselnd Dienst, sodass wir getrennt voneinander arbeiten. :-/ Ich fang früh um 07.30 Uhr an und Finn um 12 Uhr. Finn macht dann alles was noch ansteht (Reparaturen in der Werkstatt, Besorgungen, Abtransport und Lagerung des Getreides und noch vieles mehr). Während der Abendsonne zwischen 17 und 18 Uhr tauschen wir meistens unsere Position im Cockpit. Ich habe dann Feierabend und Finn fährt noch bis in die Nacht hinein. Manchmal kommt er passend zum Abendbrot und manchmal kommt er auch zurück wenn ich schon schlafe.
SCHON Schlafe kann man beim Wort nehmen, denn 22 Uhr fallen mir meist die Augen zu und ich direkt ins Bett. Wenn Finn da ist geht ihm das genau so, denn früh Frühstücken wir gemeinsam. :-)
So sieht der Zeit unser Leben aus. Alltag lässt grüßen und wir sind froh, wenn wir am Sonntag frei haben um auszuschlafen und Zeit gemeinsam zu verbringen. Das sind wir ja gar nicht mehr gewohnt - getrennt von einander zu sein und sechs Tage die Woche zu arbeiten (64 Arbeitsstunden im Durchschnitt pro Person).
Uns macht die Arbeit mal mehr und mal weniger Spaß. Die Arbeit im Traktor ist kein Ding, nur Finn kotzt manchmal etwas ab, wenn er in der Hitze arbeiten muss, was ich voll und ganz verstehen kann, denn mir geht es im klimatisierten Traktor mit meiner Musik gut. Doch auch beim Fahren passieren uns oft kleine Fehler, die zwar nicht weiter schlimm sind, aber uns ein schlechtes Gewissen bereiten, da wir eigentlich in naher Zukunft mal nach einer Gehaltserhöhung fragen wollten - so wie abgemacht.
Es ist schwierig einzuschätzen ob unser Chef mit uns zufrieden ist oder ob ihn diese kleinen Dinge sehr stören.
Spannend zu sehen wie uns wieder ganz andere Dinge zur Zeit beschäftigen, als es noch vor drei oder sogar vier Wochen der Fall war.
Vielen lieben DANK liebe Oma und Opa, wir haben uns sehr über eure letze sowie diese Nachricht gefreut. Es bedeutet uns sehr viel, so viel Anerkennung von euch zu bekommen. Wir werden sehen ob wir ihn jetzt fragen, denn der zeit fällt der faule Mähdrescher oft aus. Doch ist das ja eigentlich Nicht unser Problem. Wir werden sehen😉, doch danke für eure bestärkenden Worte! Haben euch lieb! Euer Finn und Emely
Hallo Ihr beiden,
speziell für mich wieder ein spannender Bericht und aufschlussreiche Bilder. Ich kenne Lupinen und auch alle anderen Getreidesorten, die Ihr erntet. Ich staune über Eure Fähigkeiten, Euch so schnell und offensichtlich problemlos in immer neue Gegebenheiten einzuleben. Ich bin so stolz auf Euch, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, mit derart komplexen Systemen umgehen zu müssen. Schön wenn man dann einen freien Tag in so ungewohnter Natur verbringen kann. Hoffentlich sieht Euer Chef es genauso wie ich und begreift, dass eine angemessene Gehaltserhöhung nur eine verdiente Anerkennung darstellt. Weiter so Ihr beiden.
Liebe Grüße von
Oma & Opa