“Ich bin gespannt wie unser Boot aussieht!” “Ich bin gespannt was wir für Tiere im Dschungel vom Wasser aus sehen und ob wir überhaupt welche sehen!” “Ich hoffe die Orang-Utans lassen sich sehen!”, “Ich bin gespannt wie wir sie sehen und wenn - welche!”
So in etwa redeten wir nur noch die Stunden vor unserem Flug und während des Fluges. Keine Ahnung wie oft wir diese Sätze wiederholten, doch vielleicht könnt ihr euch dadurch vorstellen wie aufgeregt wir waren. Ich sag mal so: Orang Utans gibt es um genau zu gehen nur noch an zwei Orten dieser Welt in freier Wildbahn und beide sind in Indonesien. Einmal gibt es welche auf der Insel Sumatra und die anderen leben auf der “Insel” Borneo (Anführungszeichen, weil sie fünf mal so groß ist wie England ist!!).
Wir entschieden uns die Orang-Utans bzw. Urwaldmenschen - Übersetzung aus dem Indonesischen - in Borneo zu besuchen.
Dazu buchten wir uns ein Boot, denn es ist einfacher mit einem Boot entlang des Flusses in den Dschungel zu gelangen als zu Fuß durch das nicht ungefährliche Dikicht zu wandern. Um die Wahrscheinlichkeit einem dieser faszinierenden Geschöpfe zu begegnen zu erhöhen, blieben wir für zwei Nächte auf dem Boot.
Jetzt fragt ihr euch sicherlich: “wie Boot? Ganze Zeit auf einem Boot und dann gehofft, dass ein Orang-Utan sich mal am Fluss zeigt?” - Fast!
Vielleicht stellen wir erst einmal kurz unser Boot vor, damit ihr eine Vorstellung davon bekommt.
Das Slowboat bestand aus zwei Etagen. Die obere gehörte ganz alleine uns dreien. Dort hatten wir einen Esstisch, zwei Sitzsäcke und ein Sofa, was in der Nacht zu einem Doppelbett und einem Einzelbett umfunktioniert wurde. Genau ihr lest richtig! Wir schliefen auf dem Boot auf einer einfachen Matratzen mitten auf einem Fluss im Dschungel und nur ein Mückennetz schützte uns vor dem ganzen was draußen um uns kreucht und fleucht . Uns hat das super gut gefallen, so nah mit der Natur verbunden zu sein, alle Geräusche zu hören, den Sonnenuntergang sowie den Sonnenaufgang vom Boot/Bett aus zu genießen.
Okay aber erst einmal weiter im Boot. In der unteren Etage lebte unser Kapitän, unsere Köchin - die fabelhaftes Essen machte und von der wir die drei Tage mehr als genug an Essen bekamen - und ein junger Matrose (wenn man das auf so einem Boot Matrose nennen kann😅) und unser super guter lieber Guide Andy. Unten war ihr Aufenthaltsort, die Küche und das gemeinsame Bad. Es gab sogar eine westliche Toilette (mit manueller Spülung) und eine Dusche mit Duschbrause, die mit Hilfe einer Pumpe betrieben wurde. Das Lustige: während wir duschten konnten wir raus auf den Fluss und in den Dschungel schauen. Strom gab es nur während der Fahrt wenn wir es wollten, denn dann wurde ein Generator angeworfen. Den brauchten wir einmal, denn wir sahen so viel und es gab so viele schöne Dinge zu Fotografieren, dass irgendwann die Kamera auch wieder gefüttert werden musste.😉
So und jetzt zu der Frage wie und haben wir die Orang-Utans gesehen?
Vielleicht hat der ein oder andere von euch schon gehört, dass in Borneo so viel Regenwald abgeholzt wird um Palmplantagen zu pflanzen oder Bergbau zu betreiben. Das ist leider ein großes Problem in Borneo, denn dabei geht nicht nur ein wichtiger Bestandteil an Pflanzen und Kleintieren unserer Erde verloren - nein auch die großen Orang-Utans werden dabei einfach mit hingerichtet. Oftmals bleiben dann kleine Jungtiere / Babys zurück, die dann von Auffangstationen aufgenommen und groß gezogen werden. Doch stellt euch das nicht so einfach vor. Dazu müsst ihr wissen Orang-Utan-Kinder bleiben 6-9 Jahre lang bei ihrer Mutter und lernen alles was wichtig zum Überleben ist von ihr. Und genau diese Aufgabe müssen dann Menschen übernehmen.
Man kann ja auch kein Baby nur Füttern und sonst sich selbst überlassen. Kinder brauchen ihre Eltern um zu überleben und dazu gehört Liebe, Essen, Spielen, sich beobachten zu lassen und sie auf das Leben vorzubereiten. Und genau das selbe brauchen diese kleinen Baby Affen auch und das 24/7 für einige Jahre. Ich glaube jeder von euch kann sich jetzt vorstellen was das für Arbeit bedeutet, denn pro Affe braucht es einen Betreuer für die ganze Zeit. In den Auffangstationen wildern sie die Jungtiere meist schon in einem Alter von 5 Jahren aus. Da diese Tiere nicht vollständig alleine zurecht kommen gibt es Fütterungsstationen, die wir besuchten.
Jede Fütterungsstation hat einmal am Tag ihre Fütterungszeit bei der die Orang-Utans vorbei kommen können, um sich Bananen abzuholen. Abzuholen trifft es ganz gut, denn manchmal stopfen sie ihren Mund sooooo voll und nehmen noch eine ganze Staude mit dem Fuß und verschwinden wieder im Dschungel oder auf dem Baum. Junge Tiere kommen meist immer und die Älteren wie sie Lust und Laune haben. Ab und zu kommen auch ganz wilde Orang-Utans vorbei und stibitzen sich ein paar Bananen.
Die Ranger rufen die Tiere mit verschiedenen Lauten und ihren Namen und dann wissen sie schon das es Free Bananen gibt. Doch eigentlich wissen die Tiere schon ihre Zeiten, denn der ein oder andere schaut schon vorher erwartungsvoll von den Baumwipfeln herab auf die Futterstelle.
Interessanterweise fressen die Orang-Utans in freier Wildbahn gar keine Bananen, doch für die Tierpfleger ist es günstiger und leichter die Affen mit Bananen zu füttern, denn davon haben sie genug und diese wachsen auch schnell nach. Wie es scheint schmeckt und bekommt es den Affen ja trotzdem sehr gut. Das wussten wir gar nicht, aber was wir auch nicht wussten war, dass Orang-Utans nicht zusammen leben, sondern jeder für sich alleine. Es gibt ein Areal mit einem King und in dem Areal leben einige Muttertiere mit ihren Kindern und ein paar einzelne Jungtiere.
Zu den Fütterungen kommen auch alle einzeln und man merkt direkt welche gleich ranghoch sind und welche nichts zu sagen haben.
Diese Geschöpfe so nah beobachten zu können war einfach unfassbar! Es war so toll, so unglaublich... einfach unbeschreiblich. Ihre Bewegungen ähneln unseren so stark und sie sind so lustig vor allem die ganz kleinen, wie sie an ihrer Mutter hängen oder manchmal genervt von ihr sind. Oder ein kleiner Affe einen anderen kleinen Affe vom Baum aus mit Bananen bewirft. Es machte so viel Spaß ihnen zuzuschauen. Und manchmal kamen sie einfach unbeschreiblich nah zB. wenn sie sich nur zwei Meter über einem entlang hangeln. Oder einmal rannte eine Mutter mit ihrem Kind, weil der King kam, durch die Besucher hindurch und nur einen Meter von uns entfernt vorbei. Das war so aufregend!
Es sind wilde Tiere, die uns so ähnlich sind und manchmal wusste man schon nicht mehr wer wen beobachtete. Ob wir die Orang-Utans oder die Orang-Utans uns und wir eigentlich die Affen sind, denn alle rannten sie mit ihren Kameras dort hin wo Orang-Utans zu sehen waren. Und das merkten sie auch und so schauten sie uns auch manchmal an. Nach dem Motto: “was ist denn mit den Affen los, dass die sich immer ein Ding ans Gesicht halten müssen und sich gegenseitig auf die Füße treten um mich anzuschauen” 😂
Ich hätte gern manchmal gewusst was sie von uns denken.
Neben den Orang-Utans kam außerdem eine Art Eichhörnchen zu der Fütterungsstation, um leckere süße Banane zu essen oder eine Mischung aus unserem Wildschwein und dem Warzenschwein aus Afrika, um die Reste unten drunter zu futtern. Außerdem beobachteten wir die ganzen Tage wunderschöne und wahnsinnig große Schmetterlinge. Am Anfang hatten wir Glück, dass ich gleich ein Krokodil sichtete, außerdem sahen wir jeden Tag viele Nasenaffen auf den Bäumen und einmal haben wir ganz kurz einen Nashornvogel gesehen, der am Horizont vorbei flog und am Abend wie überall Fledermäuse und ganz besonders einen Uhu der einen Fisch oder eine Maus neben unserem Boot verspeiste.
Die Drei Tage und drei Auffangstationen, die wir besuchten vergingen wie im Flug. Wir hatten das Gefühl noch viel länger dort bleiben zu wollen. Alleine die Bootstour war so entspannt und angenehm. Es gab immer etwas zu entdecken oder man genoss einfach den Fahrtwind und die unberührte Natur.
Wir hoffen ihr könnt etwas mitfühlen was das für ein unbeschreiblich schönes und einschneidendes Erlebnis war.
Nach dem Text und den tollen Bildern wünschen wir euch viel Spaß beim bildlichen eintauchen in den Dschungel mit den Orang-Utans im Video!
Euer Bericcht und das Video haben mich sehr berührt und mir würde sehr viel einfallen das zu begründen.Die Familie hat mich aber daran erinnert, dass alles was ich an dieser Stelle von mir gebe auf alle Zeiten öffentlich sei. Mit anderen Worten, mich zu etwas mehr Zurückhaltung angehalten. Euch beiden wünsche ich einen tollen Start für alle weiteren Unternehmungen zunächst auf dem sogenannten 5. Erdteil.
Es ist wahr , es ist einfach unbschreiblich , die Tiere so nah und in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben .
Als erstes gibt es keine Schokobons und Kindercountry ect. mehr .... :)
Genießt eure letzten Tage in Asien und toi,toi,toi bei der Jobsuche in Australien.
Liebste Grüße Mama & Papa
Silke & Dirk